Outjo. Knapp 8.000 Kilometer haben wir jetzt zurückgelegt und mittlerweile sogar schon Giraffen gesehen. Wilde Giraffen, also nicht in einem Zoo oder so. Im Supermarkt hier in Namibia geht man mal einfach hinter die Brottheke und nimmt sich, was man so braucht. Da kann man auch getrost mal über eine rote Ampel fahren. Schließlich kann man bei dem Verkehrschaos hier schonmal den Überblick verlieren.
Days travelled: 30
Countries: 2
Distance travelled by car: 7997 km
Beds I slept in: 20 + 1x car
Number of upgrades: 4
Days I needed my medicine bag: 3
Südafrika und Namibia nehmen sich da nichts: Hier wird munter über die Autobahnen marschiert – auch bei Dämmerung. Autos halten einfach an, ohne zu blinken. Vor jedem Supermarkt tummeln sich ganze Menschenschwärme, selbsternannte Parkwächter weisen dich in den Parkplatz ein (das würden wir gerade noch selbst hinbekommen) und hätten dann gerne ein paar Münzen. Na gut, sie machen ihren Job aber auch echt gut! 😉 Aber hey – wenn dir außerorts dann mal ein Auto begegnet wird fleißig gewunken. Als würde man sich schon ewig kennen…
Rote, orange, gelbe und braune Straßen
Ca. 7.500 km in Namibia sind asphaltierte Straßen. Der Rest ist Schotter. Guter Schotter, schlechter Schotter, Sandwege, hinterfotzige Steinwege. Hier gibt’s alles. Toni hat uns zumindest bisher gut vorwärts gebracht. Sein erstes Bad hat er jetzt hinter sich: der Poolboy unserer Hosts in Windhoek hat ihn gewaschen und ihn von den 10 kg Wüstenstaub befreit – innen und außen. Gerade zwitschert’s übrigens wild um mich rum. Ich sitze im Garten eines Hostels in der Nähe des Etosha Parks – umzingelt von Papageien und kleinen Küken, großen Hennen, einem Hahn. Ach und weiß Gott noch schwirrt um mich rum. Natur, ganz ganz viel Natur. Und ich alte Stadt-Liebhaberin fang an, mich inmitten von so vielen Tieren auf Farms wohlzufühlen. Da kommt wohl doch durch, dass ich auf einem Bauernhof großgeworden bin. Beim Schweine schlachten zugeguckt und bei Kuh-Kaiserschnitten dabei war 🙂 Städte sind nicht mehr meins, zumindest geben mir die afrikanischen Städte nix. Windhoek war unspektakulär.
Aber zurück zu den namibischen Straßen. Warum die vielen Farben? Nun, auf der Karte sind sie so farbig eingezeichnet. Ob es sich um einen hinterfotzigen Abschnitt mit pervers spitzen Steinen und unbefestigten Gebirgsstraßen oder aber um eine Sandstraße handelt, auf der wir mit unserem Toni schwimmen, steht da nicht. Jedenfalls sind die roten und orangen asphaltiert. Die gelben und braunen nicht. Ihr seht also, meistens gibt’s tagsüber ne reine Schüttelpartie, wenn wir von A nach B fahren 🙂 Ab und an klopft sogar mal ein Erdmann unten an. Die Jungs würden wohl immer gerne mitfahren, aber solang sie nix aus der Tasche ziehen, machen wir unsere Rückbank nicht frei 😉 (Steine, die von unten ans Auto schlagen)
Die Schwarzen und das schlechte Gewissen
Als der Poolboy vorgestern unser Auto wusch und das Hausmädchen unserer Airbnb-Vermieter auch noch unsere Wäsche machte, hab ich irgendwie ein schlechtes Gewissen bekommen. Ich saß da und guckte dem Poolboy zu. Ebenso gerade eben, hier auf der Farm. Das schwarze Hausmädchen am arbeiten, die weiße Besitzerin am Aufgaben verteilen. Ich erlebe momentan hautnah mit, woher der (ausgesprochen bescheuerte) Spruch „Ich bin doch nicht dein Neger“ kommt. Die Schwarzen hier verrichten die körperliche Arbeit, die Weißen haben das Geld. Mir fällt das aber erst auf, seitdem wir in Namibia sind. In Südafrika – keine Ahnung. Entweder hab ich’s da nicht so mitbekommen, oder aber dort ist’s nicht ganz so krass. Schwarze leben in townships, Weiße in großen Häusern. Warum ist das immer noch so? Unsere weiße Hostelbesitzerin hat uns gerade erzählt, dass Schwarze einfach faul seien. Aha. Vorurteile und Klischees gibts also anscheinend überall…
Apropos Airbnb – vor ein paar Tagen haben wir wohl den bisher schlimmsten Tag erlebt. Nach einer 8-stündigen Fahrt für 300 km auf einer Straße mit hinterfotzigen und richtig hinterfotzigen Felsstückchen auf dem Weg freuten wir uns schon auf unsere Airbnb-Unterkunft in Windhoek. Wir hatten Hunger, wir waren müde. Und dann das: unser Airbnb existiert nicht. Wir wurden über’s Ohr gehaun. Nach 2,5-stündiger Suche und diverser Versuche, unseren Vermieter zu kontaktieren, gaben wir auf und suchten uns ein Hostel. Das Geld ist weg. Bisher zumindest. Mal sehen, ob wir’s doch irgendwie zurückbekommen. Um 8 wollten wir dem Tag ein Ende setzen und schlafen. Aber nein, da war noch eine Mücke im Zimmer. Und die war lange Zeit unauffindbar…
Trockenfleisch und die Schwarzen
Ganz interessant war auch die Geschichte von einer Lady, auf deren Farm wir eine Nacht wohnten. Sie züchten Ziegen, Schafe, Oryxe etc. und produzieren selbst Fleisch, v.a. Trockenfleisch. Die Leute hier lieben das übrigens. Kann man schon mal essen, muss aber auch nicht ständig sein. Jedenfalls erzählte die Gute, dass bei ihr wohl nur Schwarze kaufen, die Weißen nicht. Sie selbst ist auch weiß. Irgendwie hat sie uns das so erklärt, dass es von ihr wohl mal ein Gerücht gab, sie würde Eselfleisch verkaufen und das hätte ihr Geschäft geschädigt. Seitdem würden die Weißen nicht mehr bei ihr kaufen. Umgekehrter Rassismus?
Hard facts & was uns sonst so passiert – von Zeit zu Zeit
- Namibia ist 3x so groß wie Deutschland und hat mit 2,2 Mio Einwohnern ene Dichte von 2,5 Menschen pro Quadratkilometer. Man trifft hier also nur sehr selten mal jemanden und fährt deshalb auch einfach mal mehrere hundert Kilometer, bevor man ins nächste Kaff kommt. Wobei der Norden belebter ist.
- Guckt man sich deren Verhalten auf den Straßen an, erklärt sich auch folgende Zahl: Jährlich gib’s hier 700 Verkehrstote. Das ist auf die Einwohnerzahl gerechnet die höchste Zahl weltweit. Kein Wunder, leider… Hier sollte es nicht Schilder wie „Achtung, Tier xy kreuzt Ihren Weg“ sondern „Menschen kreuzen die Autobahn“ geben… 🙂
- In Windhoek hat’s seit zwei Jahren nicht mehr geregnet. Hier in Outjo wohl seit ganzen vier Jahren nicht mehr. Warum aber ist hier jeder 20. Baum/Busch doch grün? Na, der Stärkste gewinnt wohl.
- In Namibia sind Steckdosen Mangelware. In fast keinem Zimmer sind Steckdosen. Nicht mal im Bad. Wie föhnen sich die denn die Haare? Naja, wohl gar nicht. So wie ich seit 4 Wochen 🙂
- Keine Steckdosen, aber Kissen zum Schweine füttern: In jedem Bett gibt’s ungefähr drei Stück. Ich wär ja eher für die Installation der ein oder anderen Steckdose. Danke.
- Wäsche: Ja, wie machen wir das mit unserer Wäsche… Entweder das Hausmädchen macht’s für einen kleinen Obolus, oder aber wir machen’s wie früher: Im Waschbecken. Und dann spannen wir die Wäscheleine einmal quer durch’s Zimmer und hängen sie am nächsten Tag auf der Leine im Auto auf – von Scheibe zu Scheibe auf der Rückbank 🙂
Eben gab’s übrigens Wraps. Yummie. Der Supermarkt hier war gut sortiert (yeah!) und die Backpacker-Küche gut ausgestattet. So aßen wir also zwischen zwei Hundis, vielen Küken, Enten und 100en von Vögeln. Jetzt sitzen wir im Bett – jede von uns – unter einem grünen Netz. Meins hat leider ein Loch. Super. Hoffentlich findet die Malaria-Mücke dieses Loch nicht. Sonst war’s das mit mir.
Chillende Rindviecher und der Hahn
Generell werden wir in letzter Zeit immer von irgendeinem Hahn geweckt morgens. Bei unseren vielen Farm-Aufenthalten… Die krähen dann durchaus auch mal schon um 5 Uhr. Morgen stehen wir um halb 6 auf, weil wir in den Etosha Park fahren. Das soll wohl der schönste Nationalpark Afrikas sein. Schöner als der Kruger in Südafrika. Wir werden sehen 🙂 Auf dem Hin- und Rückweg sehen wir sicher wieder unzählige chillende Rindviecher. Die liegen oft am Straßenrand rum und chillen ihr Leben. Richtig so!
Wir fliegen…
Auch ein paar neue Tiere gab’s die Tage zu sehen: Flamingos (mitten in der Sandwüste), Kamele, Geier (sind vom Aussterben bedroht) und 15 (!!!) Giraffen. Es fehlen jetzt noch frei lebende Löwen, Geparden und Hippos. Achso und Krokos… In so Waisen-Einrichtungen haben wir die alle schon gesehen. Aber das zählt nicht. Für uns zählen nur die Tiere, die wir spontan irgendwo sehen 🙂 Die Flamingos gab’s im Übrigen in der Namib, der ältesten Wüste der Welt zu sehen.
Und wenn wir grad keine (neuen) Tiere sehen, sind wir von den vielen Windhosen beeindruckt. Die entstehen einfach aus dem Nichts. Sie sind sehr laut, kreuzen ständig unseren Weg und wirbeln alles in die Luft, was sie erwischen. Leider erkennt man die Dinger auf Fotos relativ schlecht. Wenn uns eine begegnet, heißt’s Lenkrad festhalten.
Kostbares Wasser
Duschen wird nicht – wie im letzten Post behauptet – überbewertet. Nein. Duschen ist etwas tolles. Etwas wunderbares. Und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich jedes Mal über eine warme (!!!) Dusche freue. Warmes Wasser gibt’s nicht überall. Wasser auch nicht. Wenn Wasser Mangelware ist, bekommt es plötzlich für eine verwöhnte Europäerin eine ganz andere Bedeutung…
Morgen machen wir Kackhaufen-Detektive uns also wieder auf den Weg. Wir begeben uns – wie so oft – auf Safari und begutachten wieder mal Kackhaufen. Große, kleine, dicke, dünne. Wir erkennen schon fast jede Form und wissen, was frisch und was alt ist. Da kanns dann schonmal heißen:
„Hey, frische Elefantenkacke.“
… und einmal um die Kurve gefahren, steht er da: Benjamin. In seiner vollen Pracht.
Die Weltreise war wirklich die beste Entscheidung meines Lebens – bisher. Ich bin so froh, dass ich mich dazu entschlossen habe. Denn nach vier Wochen kann ich bereits sagen: Alles, was wir bisher erlebt haben, passt auf keine Kuhhaut mehr. Nein, auch auf keine Elefantenhaut mehr. Und Elefanten sind groß. Sehr groß sogar…
Meine Krankheit beeinträchtigt mich (bisher) nicht so wirklich. Katja ist immer zur Stelle, wenn da mal eine größere Stufe ist. Sie wartet geduldig, wenn ich etwas länger brauche. Die meisten öffentlichen Einrichtungen (Supermärkte etc.) sind behindertengerecht, sodass ich überall problemlos hinkomme. Zur Begrüßung in ein Hostel hineingestürzt bin ich auch schon lange nicht mehr… 😉
Die Caravanlounge hat übrigens kürzlich über mich berichtet bzw. ich hab eine Anfrage bekommen und sollte/durfte mich und whereiskathi vorstellen. Wen’s interessiert, der kann gerne mal reinlesen.
Ich verabschiede mich damit in die Nacht. Ich hoffe, ich kann vor Aufregung schlafen:
1. Weil ich morgen vielleicht zum ersten Mal einen Löwen in freier Wildbahn sehe
2. Weil ich Angst habe, die Mücke(n) findet/n das Loch im grünen Netz. Malaria hallo 😉
Fühlt euch aus der Ferne gegrüßt,
eure Kathi
PS: Hier ist’s übrigens normal, dass einer mit Maschinengewehr auf dich zukommt. Könnte ja jeden Augenblick vorkommen, dass ein wildes Tier auf ihn losgeht. Oder ein wilder Mensch.
Kommentare
2 CommentsMonika Scharinger
Okt. 12, 2016Hallo,
wollte nur mal kund tun, dass ich mich ganz ungemein freue, dass es Ihnen so gut geht und Sie mit der Reise die richtige Entscheidung getroffen (und auch die ideale Reisepartnerin gefunden) haben.
Mittlerweile liest auch meine ältere Tochter die Berichte und ist ebenso begeistert wie ich. Ich freue mich schon auf die nächsten!
Alles, alles Liebe und Gute,
Monika Scharinger
Kathi
Okt. 12, 2016Danke, liebe Frau Scharinger! Das freut mich 🙂
Lieben Gruß aus Namibia & Grüße an Frau Deussner 😉