Über den Wolken Südamerikas, Brasilien. Das heute war wohl der herzzerreißendste Abschied, den ich in meinem Leben bisher erleben durfte. Filmreif. Kennt ihr das, wenn ihr im Taxi davonfahrt, euch umdreht und eure Freunde winkend dastehen, sie immer kleiner werden, bis sie dann vollständig verschwinden, wenn ihr um die Ecke biegt? Selbst Felipe stand da…
Ich bin wieder auf dem Weg in Richtung Deutschland, nachdem ich die letzten 3 Monate im wunderschönen Brasilien verbracht hab. Bin dem eisigen Winter quasi entkommen und hab 30 Grad genossen. Gut, es war Regenzeit, aber das stört bei den Temperaturen eher weniger. Abenteuerlich waren jedoch immer diese reißenden Flüsse, die sich auf der Hauptstraße gebildet haben, wenn’s wieder mal richtig geregnet hat. Ohne Witz – da hatte ich echt zu kämpfen! Ich musste nämlich in eine Seitenstraße, den reißenden Fluss quasi überqueren…
Witzig. Ich fühl mich auf dieser Reise so, als würd ich alle kennen. Mir laufen so viele herzliche Menschen über den Weg. Ich bin in den Flieger von Sao Paulo – Frankfurt als allerallererste geboardet. Wow! Und das Ding ist so riesig haha. Als allererste, weil ich nun schon zum 2. Mal den Rollstuhl-Service beanspruche. Und da wird man ja bei allem bevorzugt 🙂
Mein größtes Problem sind nämlich nicht meine Beine, sondern vor allem mein Kopf. Wenn der Stress macht, haben meine Beine keinen Bock mehr. Und mein Kopf macht ziemlich oft Stress. So oft wie ich nach der Uhrzeit frage, ist schon nicht mehr feierlich… zwar stress ich mich immer noch, ob ich den Flieger wohl noch erreichen werde, wenn mich jemand durch die Gegend fährt, aber ich bin doch um einiges entspannter. Wenn ich selbst laufen muss, stresst mich das ungemein und ich bin hinterher mega erschöpft. So sehr, dass ich die 2 darauf folgenden Tage eigentlich vergessen kann. Und bei so nem Extra-Service lernt man so einige wunderbare Menschen kennen…
Unter anderem sprach mich heute eine Frau an, die auch auf ihren Rolli wartete. Warum gerade mich? Sie sah meinen Ketten-Anhänger (Dreieck) und fragte mich:
Warst du in Abadiania?
Es stellte sich heraus, dass auch sie die letzten Wochen an dem wunderbaren Heilungsort verbracht hat. Und noch besser: Sie hat einer gemeinsamen Freundin diverse Klamotten etc. dagelassen/geschenkt, die diese wiederum an mich/Edi weitergeschenkt hat! Wir kannten uns zuvor nicht. Nie gesehen. Wie klein ist diese Welt bitte? Konnte ich mich wenigstens persönlich bedanken 🙂
Wieso schon wieder Abadiania?
Tja, das war jetzt innerhalb von 1 Jahr mein 4. Aufenthalt in Abadiania, Brasilien. Dieses spirituelle Krankenhaus tut mir einfach gut. Die letzten Male waren’s immer nur 2-3 Wochen, wovon ich immer 2 Wochen lang brauchte, um wirklich anzukommen. Also sollten’s diesmal 3 Monate werden. Visum ist nicht nötig (2×90 Tage/Jahr möglich), also alles easy.
Was ist passiert in den 3 Monaten?
Eigentlich lerne ich ja täglich etwas über mich dazu. Es ist so schwierig, in Worte zu fassen, was dort so passiert. Eine Art tiefe Reinigung auf spiritueller Ebene… der Ort verändert Menschen. Er verändert die Wahrnehmung und die Lebenseinstellung. Und ich bin so unendlich dankbar, dass ich dort gelandet bin.
Wer auch Interesse an einer Heilungsreise zu Joao de Deus nach Brasilien hat, kann sich gerne bei mir melden! 🙂
Apropos dort gelandet: Der Hinflug war eine eigene Geschichte für sich… München – Frankfurt. Frankfurt – Sao Paulo. Sao Paulo – Brasilia. Allerdings musste ich in Sao Paulo den Flughafen wechseln. Kein Problem, das hab ich schonmal problemlos hinbekommen. Tja, es gibt allerdings 3 Flughäfen dort, mein Wissensstand waren nur 2. Long story short: Man sagte mir bei Ankunft in Sao Paulo GRU bereits, dass ich es zeitlich nicht schaffen würde (5h Umstiegszeit), die nette Dame am Schalter meinte aber, dass sie meinen Flug nicht umbuchen kann, ich müsste zum anderen Flughafen und dort dann umbuchen. WTF? Zu nem Flughafen fahren, obwohl man schon sicher weiß, dass man seinen Flug dort verpassen wird? Ok. Ich machte mich also auf den Weg, da war nichts zu machen. 3 Stunden Busfahrt mit 2x umsteigen. Eine Odyssee. Aber auch so viele liebenswerte Menschen, die ich auf meinem Weg traf. Aber der dritte Bus war eine Herausforderung: unten keine Sitzplätze, wie komm ich nach oben? Ihr kennt diese Bus-Treppen, richtig? Mega steil, mega hohe Stufen. Die Schieben-Ziehen-Variante kam zum Einsatz 🙂 Ohne die Hilfe einiger netter Brasilianer hätt ich’s nicht hoch geschafft… <3 Am anderen Flughafen angekommen, war mein Flug natürlich schon weg. Und zu meiner Freude konnte dieser auch problemlos auf den nächsten umgebucht werden. Leider ging dieser aber erst in 10 Stunden. Herzlichen Glückwunsch. Warum? Warum ich?
Ich glaube an keine Zufälle. Alles ist irgendwie gesteuert und passiert aus einem Grund. Klar war ich angepisst und kaputt, aber ich wusste, dass das alles nur zu meinem Besten ist… Sieh immer das Positive im Negativen!
Ein paar Wochen später hatte ich meine Antwort: LATAM überwies mir 600 Euro als Entschädigung. NICE. Die eine Strecke gab’s also geschenkt! 🙂 Die höhere Macht wusste, dass mein Flug eigentlich viel zu teuer war… 🙂
Wer ist eigentlich dieser Felipe?
Felipe, er ist einfach goldig. Meine geliebte Freundin Paula hat Felipe vor gut 2 Monaten adoptiert, quasi von der Straße genommen. Felipe ist Abadianias süßester Hund. Das ganze Dorf kennt ihn und er ist einfach wunderbar. Diese Augen… <3 Da ich mir während der letzten 3 Monate quasi einen Innenhof mit Paula geteilt habe, wohnte Felipe auch bei mir. Am ersten Tag spazierte er gleich mal zu mir in die Dusche, um Hallo zu sagen. So lernten wir uns kennen. Er voller Flöhe und Läuse, ich nackt unter der Dusche. Ab dem Zeitpunkt (gut, ab dem, als er keine Tierchen mehr im Fell hatte) wurden wir dicke Freunde. Ich vermiss Felipe jetzt schon… Felipe und all die tollen, wunderbaren Freunde, die ich in Abadiania gewonnen habe <3 Der Abschied war alles andere als einfach.
Ich sag nix – 7 Tage Schweigen
Im März hab ich mich dann einer ganz besonderen Disziplin angenähert. Ich wollte schweigen. Geschlagene 7 Tage lang mal nichts sagen. Nicht in einer Art Einrichtung (z.B. Kloster) dafür, sondern einfach so, zu Hause in Abadiania. Ich klebte mir einen Zettel auf, damit die Leute Bescheid wussten und schwieg. Ich schwieg auch online, war also 1 Woche lang offline. Ich sag’s euch: das war alles andere als einfach und an Tag #5 wollte ich fast schon aufgeben, aber ich hab’s durchgezogen. Puh… Warum mach ich so nen Mist? Um mal meine innere Stimme hören zu können. Um rauszufinden, was ich wirklich will, was mir gut tut etc. Mir kam leider nicht der mega Einfall für das eigene Produkt, um so ein Business hochzuziehen haha. Aber es war trotzdem toll, mal die innere Stimme zu hören…
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Ich hab grad echt 6 Stunden geschlafen, zwar mit Unterbrechungen, aber immerhin. Wow. Allerdings tut mir mein Rücken und Nacken jetzt mega weh. Naja, Flugzeug-Schlaf eben. Ich kann das Frühstück schon riechen. Yummie… das Essen von LATAM schmeckt echt gut! (Wirklich! Ich mach jetzt keine Werbung, weil sie mir so viel Kohle überwiesen haben!)
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Wunderbares Freiheitsgefühl
Zwei Erfahrungen durfte ich diesmal in Abadiania machen, die mich unglaublich weitergebracht haben, vor allem in meinem Kopf: ich kann viel, viel mehr, als ich glaube. Ich hatte die Möglichkeit, mit einem Dreirad zu fahren! Oh mein Gott, ihr glaubt nicht, wie viel Angst ich hatte. Und ich brauchte anfangs auch noch Unterstützung. Ab der zweiten Fahrt ging’s dann schon von alleine. Ihr glaubt nicht, welches Freiheitsgefühl ich plötzlich gewonnen hatte. Unglaublich, plötzlich konnte ich mich schneller fortbewegen als sonst. Ich durfte es mir ab und an ausleihen. Und als mein Edi dann da war, musste er hinter mir herlaufen 🙂 Auch mal bissl work out für ihn haha, nicht nur immer langsames Watscheln neben mir! 🙂 Dieses Dreirad gab mir ein solches Glücksgefühl… ich möcht mir jetzt eventuell auch eins kaufen. Es gibt eins, das man zusammenklappen kann und so im Flugzeug problemlos mitnehmen kann. Das Ganze ist mit Motor, denn Steigungen oder Berge sind dann doch echt schwierig und mit meiner momentanen Muskelkraft nicht zu bewältigen. Mal gucken, hab schon ein paar second hand Angebote gefunden…
Ja und das zweite Erlebnis: In Abadiania in der Casa de Dom Inácio de Loyola gibt es einen Heiligen Wasserfall, an dem Gott und die Wesenheiten von Abadiania arbeiten und Reinigung vollbringen. Man begibt sich nur 2x kurz unters Wasser und überquert zuvor 3 Brücken. Die Brücken der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ich war einmal dort. Das war im März letzten Jahres. Seitdem nie wieder. Warum? Weil der Weg einfach mega mega steil und anstrengend ist für mich. Edi & Paula schafften es aber, mich zu überzeugen. Ich heulte zwar die Stunden zuvor ununterbrochen vor Angst, aber I did it. Die beiden halfen mir und begleiteten mich den kompletten Weg und ich muss sagen: ich hatte es schlimmer in Erinnerung. Unter Wasser überkam mich die mega Energie! Diese Freude… Klar gab’s am nächsten Tag den mega Muskelkater, aber mich hatte der Ehrgeiz gepackt. Drei Tage später machte ich mich wieder auf den Weg – diesmal nur noch mit Edi. Seine Hilfe reichte. Womöglich könnte ich es auch komplett alleine schaffen, aber ein bisschen Sicherheit schadet nicht 🙂 Insgesamt war ich dann 3x am Wasserfall und konnte mich so rein waschen. Toll, zu merken, dass ich viel mehr kann als mir bewusst ist…
Allerdings passierte auf dem Rückweg vom ersten Mal Wasserfall etwas. Ich war so happy, bis zu dem Moment, an dem ich plötzlich einen Schmerz in der Hand spürte. Zuvor hatten wir schon eine fette Schlange gesehen. Woher kam der Schmerz? Ich hielt mich am Geländer fest und fasste wohl in ein Tier. In eine haarige schwarze Raupe. FUCK. Einige von denen sind giftig und sogar lebensgefährlich! Paula und Edi meinten ich solle mir keinen Stress machen. Aber ihr wisst ja, mein Kopf… Als ich finally oben angekommen war, tat bereits meine ganze Hand (nicht nur ein Finger) weh und der Finger wurde immer heißer. Die beiden haben sich auf den Weg zur Apotheke gemacht, der Apotheker wollte ihnen aber nix verkaufen und meinte: Krankenhaus! Puh… also ab ins Krankenhaus. Dort allerdings machte der Arzt Späße mit mir und meinte, dass nix passieren wird, wenn das Ganze schon 1 Stunde her ist. Einzig werde ich starke Schmerzen in der Hand spüren, mehr nicht. Er meinte, ne Ibu könnte nicht schaden…und wenn’s giftig gewesen wäre, würd ich nicht mehr so quicklebendig aussehen. Na gut. Schock überwunden. What a day…
Zukunftsfrage: die wohl schwierigste Entscheidung seit 2 Jahren
Je länger ich dann in Aba war, desto näher rückte auch meine Zukunftsfrage. Was tun nach Aba? Eigentlich war der Plan, wieder in Deutschland bzw. Österreich sesshaft zu werden und einem 40 Stunden-Job nachzugehen. Je länger ich allerdings darüber nachdachte und je konkreter die Angebote wurden, desto unwohler fühlte ich mich mit der Idee. Ich fühl mich noch nicht dazu bereit, diese gewonnene Freiheit wieder aufzugeben…
Ich ließ also mein Herz entscheiden. Und mein Herz sagt: Geh zurück nach Südamerika und versuch deine Selbstständigkeit (hauptsächlich Übersetzungen und remote Projektmanagement) noch weiter auszubauen! Sich für das Herz und nicht den Verstand zu entscheiden ist echt schwierig… kennt ihr das Problem? Aber ich bin froh, dass ich mein Herz gewinnen hab lassen <3 Es geht also schon bald wieder nach Südamerika! 🙂 Aber erstmal bin ich für 2 Hochzeiten in Deutschland!! 🙂
Noch zwei Reihen, dann bekomm auch ich in der letzten Reihe mein Frühstück…
Eure Kathi
PS: Denkt dran: Das wichtigste im Leben ist, glücklich zu sein. Und nur ein glückliches Herz kann wieder Gesundheit herbeiführen… Lasst öfter euer Herz entscheiden! <3
Kommentare
2 CommentsMarita
Mai 13, 2018hey kathi, find ich suuper die entscheidung! ich hab grad so ne ähnliche getroffen ^^ hoch lebe das bauchgefühl 🙂 alles gute dir weiterhin und ganz viel spaß während deines zwischenstopps in deutschland!
Kathi
Mai 13, 2018Danke Marita! <3 Herz-/Bauchentscheidungen machen einen meist glücklicher! Freut mich, dass du auch deinem Herzen das Sagen überlassen hast!