Rastplatz ca. 300 km nördlich von Alice Springs, Australien. Es ist unmöglich. Ich könnte 1.000 Bilder machen und ihr würdet immer noch nicht sehen können, was ich sehe. Ich sitze im Camper, um mich rum ist nichts. Nichts als Weite. Vergesst gleich mal die wüstige Weite aus Namibia. Alles anders. Jedenfalls ist da der Himmel. Und es findet gerade ein unglaubliches Farbspiel statt. Die Sonne ist weg, der Himmel ist dunkelblau. Von dunkelblau gehts über in hellblau, hellgrün, dunkleres grün, hellgelb, dunkelgelb, hellorange, orange, rot. Und über mir strahlt ein unglaublich heller Stern. Der Stern, den ich seit Tagen sehe. Ich glaube, das ist Opa, der auf mich aufpasst… Und je dunkler es wird, desto mehr Sterne gesellen sich dazu. Zu hören ist nichts. Nur der Wind, das Zirpen einiger Grillen und Katjas und mein Atem. Hier sind wir, mitten im outback.
Days travelled: 76
Distance travelled by car: 23.923 km (8.786 km Australia)
Beds I slept in: 31 (includes cars & campers)
Countries: 5
Jetzt touren wir schon eine Woche durch das australische outback. Outback steht dabei für 70% der Fläche Australiens, auf der gerade mal 5% aller Einwohner Australiens leben. Man trifft hier also eher selten mal Menschen. Alle 200km mal eine Tankstelle. Aber die ersten paar Tage in Australien gingen ja auch schon durchs outback. Heiß ist es hier. Brutzelheiß. Nachts wissen wir oft nicht, wie wir uns noch drehen und wenden sollen in unserem kleinen Abraham. Vor einer Woche noch haben wir uns Decken gekauft, weil’s so kalt war.
Also, man tourt hier also so vor sich hin, meist mit 60-80 km/h. Wir begegnen vielen Campern und gehen an jedem Roadhouse tanken. Da haben wir dann auch schonmal $15 für zwei 0,33er Bier gezahlt. To go wohlgemerkt 🙂 Die Preise von Benzin variieren von $ 1,02 an der Küste bis $ 2,02 im Landesinneren. Alles in allem immer noch günstiger als bei uns 🙂
Und heute dann die Begegnung mit einer Verrückten. Naja, einer Verrückten, vor der ich den Hut ziehe. Ich musste einfach halten, als wir an ihr vorbei waren. Sie (Alter uneinschätzbar) war mit ihrem Drahtesel unterwegs auf dem Stuart Highway (John McDouall Stuart war der erste Mensch, der Auatralien von Süd nach Nord bereiste, deshalb ist der Highway nach ihm benannt). Vollbepackt mit Taschen, ihr Kopf eigemummt in einen Kissenbezug (??), Sonnenbrille auf. Sie ist allen Ernstes seit Februar unterwegs und radelt mal eben durch die Wüste. Hallo? Katja und mir war gestern ein 20-minütiger walk abends um 5 zu anstrengend, weils einfach so brutzelheiß war. Und die radelt durch die Gegend? Naja, wem’s Spaß macht 🙂 Spaß beiseite: Hut ab! Respekt vor so Menschen! Für mich wär’s ja nix, auch wenn ich könnte 😉 Ein alter Freund ist auch mal mit dem Radl bis nach Indien gefahren – auch vor dir zieh ich meinen Hut, Simon!
Das Wandern ist des Kathals Lust
Zu sehen gibt’s hier einiges. Da wäre beispielsweise der Uluru oder Ayers Rock oder Red Stone genannt 🙂 Suuuuper beeindruckend. Er befindet sich im Uluru-Kata Tjuta National Park und ist ein Wahrzeichen der hier lebenden Aborigines. Seit 1958 ist’s wohl ein Nationalpark, die Aboriginies haben ihr Land quasi an den Staat Australien für 99 Jahre verpachtet. Mal sehen was nach den 99 Jahren passiert. Dort ist übrigens alles rolligerecht, jede Aussichtsplattform. Na jedenfalls sind wir da ein bisschen gewandert. Und weil’s so schön war am nächsten Tag im Kings Canyon (Watarrka National Park) auch nochmal. Und abends nochmal, um 12 Löcher im Boden zu begutachten – Meteoriten-Krater (Henbury Meteorite Craters) 🙂 Aber da war’s uns dann zu heiß, haben wir die Löcher eben nicht gesehen! Egal, der Wille zählt! Und mit meinen Wanderstöcken war ich auch durchaus flott und gut unterwegs.
Underground-Stadt & 60 Reifen pro LKW
Die Hälfte der Einwohner von Coober Pedy, eine kleine Stadt mitten im outback, lebt unter der Erde. Oben ist’s sonst zu heiß. Und wir mussten uns das natürlich angucken und sind gleich mal schön Essen gegangen – unterirdisch. Lecker Fisch, lecker Fleisch, top Ambiente. Und vor allem mit aushaltbaren Temperaturen. Und ein ziemlich cooles Erlebnis. Wenigstens hört man die riesen LKWs da unten nicht, wenn sie über die Straße brettern. Diese haben bis zu 60 Reifen und wiegen bis zu 115 Tonnen. Und nein, das ist kein Tippfehler 🙂 Die Dinger heißen nicht umsonst Roadtrains! Da lassen sich dann auch die vielen toten Kängurus am Straßenrand leichter erklären… Brems mal das Gewicht runter… 😉
Coober Pedy ist übrigens für das große Opal-Vorkommen bekannt. Wir Glückspilze haben natürlich auch gleich einen Stein mit Opal drinnen geschenkt bekommen. Müssen das Opal da nur noch irgendwie rausklopfen. Vielleicht mit unserem Kochlöffel?
9 Apostel und die Kühlkammer
Grad fühl ich mich wie in der Sauna. Ist ein täglicher Saunagang eigentlich gesund? 😉 Wir dürfen uns aber nicht beschweren. Vor ein paar Tagen noch war’s nämlich sowas von arschkalt, dass wir vor Zittern teilweise nicht schlafen konnten. Unten an der Südküste war’s nämlich nachts einfach super fresh. Tagsüber war’s angenehm, nachts hats dann aber doch auch mal auf 4 Grad runtergekühlt. Naja, auch das haben wir überstanden. Die Südküste ist dabei traumhaft. Der Princess Highway (alter Highway) führt von Adelaide bis Melbourne vorbei an wunderschönen Buchten und Klippen. Ein Teil des Highways ist die Great Ocean Road, auf der noch 9 der 12 Apostel zu betrachten sind. Das sind Felsbrocken, die aus dem Meer ragen. Auf dieser Panorama-Route kann man ewig verweilen. Die fehlenden drei sind wohl explodiert oder einfach nur zusammengekracht.
Melbourner lächeln nicht
Obwohl ich Städte seit Neuestem ja nicht mehr mag bzw. sie mir nicht mehr wirklich viel geben, muss ich sagen, Melbourne ist super schön. Also, wirklich lang dort aufgehalten haben wir uns nicht, weil die Parkgebühren exorbitant teuer ($15/Std, also ca. €10) sind, aber einen kleinen Spaziergang am Fluss entlang ließen wir uns nicht nehmen. Melbourne ist also durchaus sehenswert! Allerdings scheinen die Melbourner nicht grad die glücklichsten Menschen zu sein. Die gucken alle so böse und ernst. Unser Motto an dem Tag lautete: Make the people smile. Also haben wir munter drauf losgegrinst. Leute aktiv angelacht. Viele waren irritiert, einige haben dann auch angefangen zu smilen. Spaß gemacht hat’s auf jeden Fall 🙂 Die anschließende Fahrt nach Phillip Island zu den Pinguinen hätten wir uns sparen können. Die Pingus waren ausgeflogen. Und noch dazu quasi in einem Zoo eingesperrt. Wir hätten also 30 Euronen zahlen sollen, um bis abends zu warten und Pingus zu sehen. Nein danke. Da warten wir lieber bis Neuseeland. Da sollen die ja vermehrt frei rumlaufen.
Apropos Neuseeland. Erdbeben und so. Habt ihr ja mitbekommen… Wir hatten eigentlich 6 Wochen für die Nord- und Südinsel geplant. Momentan sind wir bissl am Umplanen. Evtl. noch Tasmanien oder aber länger an der Ostküste Australiens bleiben… Mal gucken. Die Nordinsel wollen wir auf jeden Fall machen.
Wie gehts weiter?
Bis kurz nach Alice Springs haben wir’s ja mittlerweile geschafft. Wollen nun in Richtung Osten weiter und u.a. die sunshine coast unsicher machen. Von Cairns im Norden nach Sydney im Süden. Ich hoffe, ich kann tauchen gehen. Mal gucken, was die Jungs da so sagen zwecks Muskelschwäche und so.
Weil mich viele fragen, wie’s mir denn gesundheitlich so geht: ganz gut. Ich meistere Hürde um Hürde. Trau mir jeden Tag mehr zu und schaffe bislang alles, was ich mir vornehme. Wie gesagt, an neue Gegebenheiten anpassen dauert bissl, aber es läuft. Auch wenn meine linke Hand in letzter Zeit bissl rumzickt (was hoffentlich am krassen Temperaturunterschied liegt), bin ich mit meinen Beinen ganz zufrieden. Sie laufen 😉 Und machen sogar Wanderungen mit 🙂
Was wir noch so alles erlebt haben bisher:
- Emus, Kola, Kängurus, einen Dingo und Kamele gesehen. Leider noch keinen Wombat…
- Australische Käserei und Chocolaterie besucht. Yummie
- Pinken (Pink Lake in Bumbunga) und azurblauen See (Blue Lake in Mount Gambier) gesehen. Letzterer ist den Winter über grau und im Sommer (Nov-Apr) blau. Wunderschön!
- Es gibt hier Stop-Männer. Ich feier das so 🙂 In Namibia Winker, in Australien Stop-Männer an Baustellen 🙂
- Unsere Hosen sind mittlerweile alle bissl kürzer. Sind dank des Trockners leider bissl eingegangen. Naja, shit happens 🙂
- Ein Bett im Kornfeld… Mit diesem Ohrwurm bin ich eines Morgens aufgwacht. Und neben mir war ein Kornfeld. Sonst nichts 🙂 Ich hab quasi im/neben einem Kornfeld genächtigt.
Und dann der Schnee
Heiß, kalt, heiß, kalt. Plötzlich lag da Schnee. Oder wie? Nein, Salz! In Australiens outback findet man nicht nur Opal und – wenn man Glück hat – mal Gold, sondern auch ausgetrocknete Salzseen. Und das sieht dann auch gerne mal aus wie Schnee 🙂 Einmal haben wir eine Wanderung zu einem solchen Schneeloch unternommen – über einen Bombenhügel… Achtung, Bombengefahr stand da.
Katja: Also wenn wir da jetz an Arm oder so verlieren oder so, würd mich das ganz schön anranzen.
Wir sind trotzdem hochspaziert, auf den Hügel. No risk, no fun. Und außerdem war ich schon kurz vor’m Ziel 🙂
Und dann war da noch Paul.
Paul, eine tote Eidechse auf der Straße. Er lag da, friedlich. Fliegen um ihn rum. Aber er war nicht plattgedrückt. Also war’s schonmal kein Auto, Camper oder Roadtrain. Aber warum ist Paul tot? Herzinfarkt beim Überqueren der Straße erlitten? Lebensmittelvergiftung? Hitzeschock? Falls jemand eine plausible Erklärung für Pauls Tod hat, immer her damit. Wenn ich herzhaft lachen muss, ist mir das auch wieder eine Postkarte wert 🙂
Mit wüstigen Grüßen verabschiede ich mich und entschuldige mich für die lange Wartezeit. Aber Internet & Wüste bzw. outback passen einfach nicht so gut zusammen 😉
Eure Kathi
PS: Den Spruch hab ich an der Apollo Bay gelesen und fand ihn klasse:
Do not judge my story by the chapter you walked in on!
Kommentare
2 Comments[email protected]
Dez 7, 2016Hallo Kathi,
bin grad mal wieder am Lesen… und es macht echt riesig Spaß!! Total kurzweilig!
Vielleicht kommt ihr ja noch um great barrier reef, falls Du das tauchen ausprobieren möchtest. Dann können wir zuhause ja mal einen gemeinsamen „Kaltwassertauchgang“ planen😉…
Ich wünsche Euch weiterhin viele unvergessliche Momente und Orte!
Passt gut auf Euch auf und lasst uns dran teilhaben!
Viele liebe Grüße aus Leiblfing von Deiner Nachbarin Sabine
Kathi
Dez 8, 2016Hallo Sabine, das freut mich 🙂 War tatsächlich am great barrier reef schnorcheln. Mehr dazu im nächsten Post 😉 Tauchen kommt hoffentlich noch. Kann allerdings jetz schon eure Leidenschaft zum Tauchen verstehn 😉
Grüß mir die Straße! 🙂