Mord im Nachbarzimmer?

Tijuana Flughafen, Mexiko. Ja, ich bin schon in Mexiko, bin von San Diego aus über eine Brücke gelaufen. Schimpft sich CBX. Man überquert quasi die Grenze zwischen USA und Mexiko, indem man über eine Brücke direkt in den Flughafen in Tijuana läuft. Ziemlich cool und bequem. Nach 5 Minuten ist man drüben. Nice. Alle sagen ja, Mexiko sei so gefährlich. Ich hab ja keinen Schiss… Vor drei Tagen allerdings, ja da hatte ich Schiss. Und zwar so richtig. So eine Situation hatte ich noch nie zuvor erlebt… 

Ich schaute aus dem Fenster, die Polizei war gerade wieder gefahren, warum auch immer. Ich sehe diesen Mann, der mit einem Gewehr unter’m Arm aus meinem Hotel geht und die Straße überquert. Er ging ins Haus gegenüber…

Die airbnb-Bitch

Aber nun mal ganz von vorne: Ich war auf dem Weg in Richtung Süden, wollte in den Yosemite Nationalpark am nächsten Tag. Am Morgen buchte ich ein airbnb bei einer, die noch keine Bewertungen hatte. Aber gut, das machte ich ja öfters mal… wird schon klappen. Sofort kam die automatische Bestätigung. Check. Ich fuhr los, sah mega beeindruckende Landschaft, es war toll. Gegen 5 loggte ich mich mal wieder aufm Parkplatz von taco bell in deren WLAN ein, um zu checken, ob sie geantwortet  hat. Ich hatte sie gefragt ob 8 Uhr Ankunftszeit ok ist. Nichts. Na toll. Ich fuhr also einfach mal in Richtung Sacramento und stoppte gegen halb 8 bei einem Starbucks, wieder mal WLAN klauen. Aber ich ging rein und kaufte sogar was 😉 Lange Rede, kurzer Sinn: ich versuchte die Gute zu kontaktieren, rief sie 100x an, schrieb ihr. Nichts. Toll. Die Mädls bei Starbucks machten sich auch schon Sorgen um mich. Es war schließlich schon spät. Und Labor-Day-Weekend. Alle Hotels also ausgebucht und/oder sauteuer. Das billigste Hotel, das ich dann fand, kostete 83 Dollar. Ich buchte und fuhr los… ich war angepisst, logischerweise. Seit September geb ich nämlich im Schnitt 13 Euro/Nacht (das ist mein Budget) aus. 83 Dollar (70 Euro) waren da definitiv mehr. Naja.. immerhin schenkten mir die Mädls nen Haufen Essen, das sie sonst hätten wegschmeißen müssen (Ablaufdatum und so). Immerhin etwas 😉

Das unheimliche Hotel

Ich fuhr los, kam beim Hotel an. Da liefen komische Gestalten rum. Die Rezeptionistin war unfreundlich. Auf meine Frage hin, ob’s Zimmer unten gibt, meinte sie nur patzig nein. Also ich hoch in den zweiten Stock, den Gang entlang. Da war plötzlich ein Aufzug. Super, hätte sie auch sagen können. Na, wie auch immer… Das Zimmer war ok, der Kühlschrank funktionierte nicht und im Bad waren Haare an meinem Handtuch. Normalerweise ist mir sowas wurscht, aber bei 83 Dollar?! 😀 Immerhin war das Bett bequem.

Gegen 1 schlief ich ein… und wachte gegen 4 wieder auf. Warum? Ich hörte Schreie, krasse Schreie. Eine Frau stritt mit einem Mann. Ich hörte, wie sie weinte, wie er sie schlug. Bam, bam. Wird er sie umbringen? Werde ich gerade Zeuge eines Mordes?

Aber Schatz, ich liebe dich doch!

Bam, noch ein Schlag. Ich hatte Angst, ich hatte Scheißangst. Es hörte sich an, als wäre es nebenan. Er schlug immer und immer wieder auf sie ein. Ich griff zum Telefon, wählte 911 (Notrufnummer in den USA), das Telefon war tot. Oh Gott, ich fing an zu weinen. Nie zuvor hatte ich so einen heftigen Streit gehört. Was tun? Ich stand auf, öffnete meine Tür, denn plötzlich war alles still. Das hätte ich nicht tun sollen… Da war keiner, aber im Nachhinein gesehen, hätte er auch vor meiner Tür stehen können… Ich hörte, wie sie draußen weiter stritten. Ich wurde immer verzweifelter, rief mit meinem Handy (keine Simkarte, also auch kein Notruf möglich) über den Facebook-Messenger meinen Kumpel Isaac an. Ich weckte ihn und erzählte ihm panisch von meiner Situation.

Bist du dir sicher, dass sie nicht Sex haben?

Ja, man! Das hört sich nicht so an!

Ok, Kathi. Beruhig dich! Es war wieder alles still…Plötzlich kam die Polizei. Ein Mann im Rollstuhl hatte sie alarmiert, er nahm die Polizisten in Empfang. Ich hatte immer noch Angst, wusste nicht, ob ich rausgehen und ihnen sagen soll, was ich gehört habe, oder ob ich warten soll, bis sie kommen… Nach nur 1 Minute gingen sie wieder, das Polizeiauto fuhr von dannen. Was? Wieso? Na gut, vielleicht waren auf der anderen Seite noch weitere Polizisten gekommen.

In dieser Nacht klopfte kein Polizist an meine Tür. Ich hörte auch nichts mehr. Ich konnte allerdings nicht mehr wirklich schlafen. Träumte die abstrusesten Sachen…

Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass die Frau wohl alles abgestritten hat und die Polizei deshalb nach 1 Minute wieder ging. Warum?

Kann Liebe wirklich so stark sein? Wieso verteidigt sie ihn? Er schlägt sie und sie sagt nichts? Wieso sind Frauen so schwach?

Das Ganze hat mich ganz schön mitgenommen… Häusliche Gewalt ist etwas sehr sehr schlimmes. Und die Frau tut mir leid, sie ist einfach nicht stark genug. Krasse Sache. Und ich übertreibe kein bisschen. Ich hatte eine scheiß Angst… Seit Reisebeginn vor 364 Tagen definitiv die krasseste Situation!

Der Mann mit dem Gewähr ist bestimmt zu Hilfe gekommen, das glaube ich zumindest. Er hat sicher auch den Streit und die Schreie gehört, griff sein Gewehr und lief über die Straße.

Was ich sonst noch so alles in Kalifornien erlebt hab, gibt’s demnächst 🙂

Jetzt ist gleich boarding und es geht nach Mexiko City. Ich freuuuu mich!

Alles Liebe,

eure Kathi

PS: Ruft mal wieder eure Oma und euren Opa an! Man weiß nie..

Post Autor
Kathi

Kathi - immer fröhlich, gut gelaunt und meist mit einem Lächeln auf den Lippen anzutreffen. Verliebt in Spanien, leicht zum Lachen zu bringen, optimistisch und pünktlich...



Kommentare

2 Comments
  1. posted by
    Dario Urbanski
    Sep. 6, 2017 Reply

    Paß bloß auf Dich auf!!!! Grüße aus Südafrika

    • posted by
      Kathi
      Sep. 7, 2017 Reply

      Mach ich, Dario! Jetzt bin ich ja in Mexiko, hier ist’s wahrscheinlich sicherer als in Sacramento, CA 😉

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