Seelenpläne, taube Hintern und nicht existenzielle Zufälle

Salzburg, Österreich. Lange war’s wieder still um whereiskathi. Dabei hatte ich euch vor ein paar Monaten noch versprochen, jetzt wieder mehr zu berichten. Sorry, aber das Leben kam dazwischen! Mein Leben fühlt sich seit ein paar Monaten wie eine Soap an. Ohne Witz! Gut, nur eine weekly Soap – genug Stoff für ein daily Format bekomm ich dann doch auch nicht zusammen. In den letzten 4 Monaten bin ich krass oft auf die Schnauze gefallen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Freund meinte sogar, dass ich ein tolles Blut-Model abgeben würde. Das war aber alles nachdem mein kompletter Unterkörper (ja auch Mumu & Po!) taub wurden.

Manchmal kommt einfach eben wirklich das Leben dazwischen. Und das Leben liefert einem alles genau zum richtigen, zum absolut passenden Zeitpunkt. Oft ist es nur schwierig, das auch wirklich so wahrzunehmen bzw. zu akzeptieren. Unfälle und Krankheiten natürlich eingeschlossen.

Kathi mit speedy auf Erkundungstour

So kam es dann auch Ende Mai, dass ich plötzlich einen tauben Hintern hatte. Taub könnt ihr euch in diesem Zusammenhang etwa wie ein eingeschlafenes Körperteil vorstellen. Ich dacht mir noch „ach, das vergeht schon wieder“. Am nächsten Tag dann die Mumu und die Fußsohlen… also schon uncooler 😉 Während ich aber immer noch entspannt war, hat eine Freundin eher schon Panik geschoben. Als am nächsten Tag nicht mal meine Physio das Ganze wegzaubern konnte, ging es eigentlich schnurstracks ins Krankenhaus. Erstmal Verdacht auf akuten Bandscheibenvorfall. Das dachtet ihr euch sicher auch bei den Symptomen, oder? Nope!

Nach einem Finger des Neurochirurgen im Po, zwei Liquor-Punktionen (Entnahme Rückenmarkswasser), unzähligen Besuchen im MRT und super angenehmen Nervenbahnleitgeschwindigkeitsmessungen (Achtung: Ironie!) und zwei gestarteten Therapien gegen Verdachtsdiagnosen, kam nach zwei Wochen dann der (ausgesprochen gutaussehende!) Arzt und meinte:

„Man kann auch Läuse und Flöhe gleichzeitig haben.“

Dann war für mich alles klar – er meinte MS! Muskeldystrophie und zusätzlich Multiple Sclerose! Ja, im ersten Moment ein krasser Schock, der mich aus der Bahn geworfen hat. Allerdings hatte ich mich am nächsten Tag gleich wieder gefangen und meine Zuversicht und positive Lebenseinstellung zurückerlangt. Bedeutet ja im Endeffekt nichts anderes. Bin ja ausgerüstet, hab meinen speedy, komme klar. Das kann mir nichts anhaben.

Sexleben gerettet!

Die „Diagnose“ ist nun vier Monate her. Seitdem ist viel passiert. Ich war direkt auf Reha und hab meinen Körper ziemlich intensiv trainiert. So sehr, dass meine Physiotherapeutin, die mich nun seit zwei Jahren kennt, danach richtig perplex war, wie gut trainiert mein Körper ist. Dabei sagt die liebe Schulmedizin, dass man bei Muskelschwund keine Muskeln aufbauen kann. Naja, ich bin dann wohl ein Gegenbeispiel. Klar geht das! Und was dabei hilft, ist ein positives mindset! Von der Schulmedizin halte ich nicht mehr allzu viel… unsere Pharmaindustrie möchte ja, dass wir krank sind, anders würden sie ja kein Geld mehr verdienen.

Das Taubheitsgefühl ging mit einer Kortison-Stoßtherapie langsam zurück und war schließlich nach drei Wochen wieder vollständig verschwunden. Yes – Sexleben gerettet! Ich mein, hallo, das wär schon scheiße gewesen, wenn das Gefühl da nicht zurück gekommen wäre, oder?! 🙂

Neuer Spitzname „Kamikaze-Kathi“ nach blutigem Gesicht

Und dann schmeckte ich plötzlich Blut im Mund und tastete mit meiner Zunge immer wieder meine Zähne ab. Alle noch drin! Ich lag halb auf dem Boden, hing noch halb in meinem Rolli. Kieselsteine hatten sich in mein Gesicht, meinen Ellbogen und mein Knie gebohrt. Dabei hatte ich mir eine so tolle Route rausgesucht wollte die Gegend rund um Rosenheim kennenlernen. Weit kam ich nicht, nach nicht mal zwei Kilometern war Schluss.

Ich hatte nicht zu viel Gas gegeben, nein. Wobei, das würde mir ähnlich sehen 😉 Damals ging mein speedy aber auch nur 15 km/h (mittlerweile 20 km/h). Er hatte eine Steigung nicht geschafft. Die unerfahrene Kathi bremst, die Reifen blockieren und speedy & Kathi rutschen den Kiesweg rückwärts hinunter. Hinter uns die Teerstraße. Im Bruchteil einer Sekunde hab ich die falsche Entscheidung getroffen (einlenken) und da war’s schon geschehen. Ich lag auf der Schnauze, bzw. eher auf der Seite.

Dieser Unfall war kein Zufall. Er passierte genau zum richtigen Augenblick. Ich hatte nämlich zum wiederholten Male nicht auf meine innere Stimme gehört. Die hatte mir kurz bevor ich los bin noch eindeutig mitgeteilt, dass ich die Reifen des Rollis umstecken sollte, damit der Schwerpunkt vorne und nicht hinten liegt und ich Berge besser hoch komme. Aber nein, dafür hätte ich ja um Hilfe bitten müssen, weil ich es alleine nicht kann.

Das Leben hat mir dann einfach eine Watsche verpasst nach dem Motto:

„Boah, versteh’s doch endlich! Frag um Hilfe, du musst nicht alles alleine können! Menschen helfen gerne!“

Ja und so Botschaften schickt mir das Leben in letzter Zeit ständig. Von meiner mitternächtlichen Fahrt in die Notaufnahme und meinem Puls von 34 erzähle ich jetzt gar nicht erst noch. Das würde den Rahmen sprengen 🙂

Seelenpläne verstehen ist nicht immer einfach

Ich verstehe vielmehr immer mehr, dass alles, was in meinem Leben passiert, was mir passiert, mein Seelenplan ist. Und das ist gut so. Hinter jeder (noch so schmerzlichen) Erfahrung steckt eine Botschaft. Und es ist wunderschön, all diese wundervollen Botschaften zu entschlüsseln. Zu verstehen, was ich wieder lernen darf, um ein Stückchen mehr zu wachsen und meinen Weg ein Stückchen weiter zu beschreiten.

So, that’s it for today. Vielleicht erzähl ich euch beim nächsten Mal endlich von meiner Schokoladen-Produktion in Costa Rica, oder aber doch von Erfahrungen auf Dating-Plattformen und wie Männer auf das Handicap reagieren? 🙂

Eure Kathi

PS: Outtakes aus dem Krankenhaus

Oberarzt: Aber mal ganz ehrlich – es ist schon scheiße, wenn man nicht spürt, ob da noch was hängt, oder?

Joa danke, das war ziemlich scheiße 😀

PPS: Irgendwie geht’s in letzter Zeit oft um meinen Hintern

Post Autor
Kathi

Kathi - immer fröhlich, gut gelaunt und meist mit einem Lächeln auf den Lippen anzutreffen. Verliebt in Spanien, leicht zum Lachen zu bringen, optimistisch und pünktlich...



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