Die Big 5 und die McDonalds Dichte im Kruger

Marloth Park, Südafrika. 35 Grad, ich sitz auf einer Bank und schau in den Kruger. Vor mir schlängelt sich der Crocodile River, zumindest das, was davon derzeit noch übrig ist. Ein Wasserbock hielt eben ca. 15 Minuten lang Augenkontakt mit mir. Irgendwo hier sitzt auch ein Löwe, ich hab nämlich Löwengebrüll vernommen. Auch eine Elefantenherde mit Baby zog gerade an mir vorbei. Die Vögel um mich rum singen ein Konzert. Ich befinde mich im Paradies. Hier will ich bleiben.

Days travelled: 51
Countries: 4
Distance travelled by car: 14403 km
Beds I slept in: 28 + 1x car
Number of upgrades: 4
Days I needed my medicine bag: 4

Time to say goodbye

Spektakulärer Himmel
Spektakulärer Himmel

Leider neigt sich unser Afrika-Aufenthalt aber dem Ende zu. Samstag geht’s ab nach Australien. Wenn wir den Flug noch nicht gebucht hätten, würden wir wohl hier bleiben. Definitiv. Aber Australien wird sicher auch ganz schön. Da haben wir mittlerweile sogar schon den ersten Camper für die erste Woche gefunden. Und zwar versuchen wir uns so günstig wie’s geht durch’s Land zu bewegen. Mit Camper, die für $1-5 pro Tag zu haben sind und zurück zu ihrer Anmietstelle gebracht werden müssen. Das wird sicher ein Erlebnis. Outback wir kommen!

Der Hauskauf

Grillen auf afrikaans
Grillen auf afrikaans

Unsere neue Freundin aus dem Post office hier im Marloth Park hat uns vor ein paar Tagen zu sich zum Braai eingeladen (afrikanisches Grillen) und uns ihr Haus gezeigt. All ihre Energie kommt von den Solarpanels auf ihrem Dach. Egal ob damit das Wasser erhitzt wird, oder sie ihr Handy darüber lädt. Energie-Selbstversorger. Beeindruckend… Der Kühlschrank funktioniert mit Gas. Und da Katja und ich so begeistert sind von der Region hier, kamen wir mit ihr und einer weiteren Immobilienmaklerin bereits ins Gespräch. Häuser hier sind spottbillig, Grundstücke ebenso. Vielleicht sollten wir einfach die paar Tausend Euro der Reisekasse für einen Hauskauf hier investieren und einfach hier bleiben. Wir lieben den Marloth Park. Wir lieben die Tiere, die Menschen, die Unbeschwertheit, die Nächstenliebe, die hier an den Tag gelegt wird. Das Miteinander… Es ist großartig. Oh und ich hab mich schon wieder verliebt…

Das tiefe dunkle Loch

Elefantenmama schützt Baby
Elefantenmama schützt Baby

Von weitem sahen wir sie, die große Elefantenherde. Und da stand es auch, das kleine und wohl süßeste Baby aller Zeiten: ein Elefantenbaby. Es war wohl (der Größe nach zu urteilen) noch keine Woche alt – ist damit allerdings nicht das kleinste, das wir bisher gesehen haben. Wir sind einem begegnet, das noch nichtmals laufen konnte. Ständig ist’s hingefallen – zuckersüß. Elefanten lernen innerhalb von 3 Stunden nach der Geburt das Laufen. Sprich: unser kleines Elefantenkalb war gerade erst geboren.

Jedenfalls watschelte der Kleine da hinten mit seiner Muddi rum. Sie hatte sich mit einem anderen Elefanten gestritten, irgendwie… Mutti und Baby liefen weg von der Herde, auf einmal stürzt der Kleine in ein Loch, ein Wasserloch. Und da begann das Drama: die Mutter hat ca. 20 Minuten lang versucht, ihrem kleinen Nachwuchs aus dem Loch zu helfen, aber der Kleine kam einfach nicht raus. Mich hat das Ganze stark mitgenommen, hatte ich mich doch in den kleinen grauen Elefanten verliebt. Er war einfach so süß. Sein kleiner Rüssel, seine süßen Augen… Jedenfalls weiß ich nicht, wie die Geschichte ausging, wir mussten nämlich los, sonst hätten wir eine Strafe für zu spätes Verlassen des Parks in Kauf nehmen müssen. Cor, unser Guide und Backpackers-Besitzer, meinte gestern allerdings zu mir, dass das Kleine sicher überlebt hat. Eine verzweifelte Mutter ruft nach gewisser Zeit die anderen der Herde zu Hilfe.

Cor, der Allwissende & beste Guide

Guided Tour im Kruger
Guided Tour im Kruger

Cor weiß so ziemlich alles über die afrikanische Tierwelt. Egal welche Frage man ihm stellt, er hat eine Antwort. So kommt es auch, dass Katja und ich mittlerweile gut Bescheid wissen über Giraffen, Mangusten, Zebras & Co. Wir sind jetzt – wie gesagt – seit gut 1,5 Wochen hier bei ihm und seiner Alison im Kruger Inn Backpackers gleich neben dem Kruger Nationalpark. Anfangs hatten wir für 1 Woche gebucht, am zweiten Tag jedoch haben wir uns gleich dazu entschlossen, uns bis zum Schluss unseres Afrika-Aufenthalts bei ihm einzuquartieren. Wir haben hier unsere eigene Holzhütte mit Bad. Es gibt einen großen Gemeinschaftsraum im Freien und eine Küche. Und abends schlafen wir zu Löwengebrüll ein. Gut, wir teilen uns das Zimmer mit einer Maus, der ein oder anderen Kakerlake und 1000en von Mücken, aber das ist eben Natur 🙂 Wir lieben diesen Ort. Wir fühlen uns zu Hause.

Kruger Inn Backpackers
Kruger Inn Backpackers

Wir fahren hier quasi seit 1,5 Wochen fast jeden Tag durch den Park. Gerne starten wir morgens um 5 oder 6 (aber auch mal erst um 9) und kommen abends gegen 18 Uhr heim. 12 Stunden +/- Safari ist anstrengend. Aber gleichzeitig auch wunderschön. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so für Tiere begeistern kann, dass ich jeden Tag Safari machen kann. Aber ich genieße es 🙂 Auch wenn ich gestern zugegebenermaßen auch schon nicht mehr nach kleinen Vögeln Ausschau halten konnte, sondern nur noch die großen Tiere wahrgenommen habe. Ich hatte quasi einen Safari-Koller 🙂

Die Suche nach dem Tier, das nie jemand sieht

Cor & Kathi in the front seat
Cor & Kathi in the front seat

Meist fahren wir selbst, einmal waren wir aber auch schon mit Cor unterwegs. Morgen auch wieder. Wir freuen uns 🙂 Waren da mit seinem Jeep unterwegs, ich hatte natürlich schon wieder Stunden vorher Bedenken, wie ich in dieses hohe Gefährt reinkomme… Typisch mein Kopf. Aber ich habs geschafft – allein. Zwar nicht sehr galant, aber drin is drin! 🙂

Big 5: Löwen
Big 5: Löwen

Dabei sind uns an zwei von sieben Safari-Tagen die Big 5 über den Weg gelaufen: Elefant, Nashorn, Löwe, Leopard & Büffel. Sogar zwei Geparden haben wir mittlerweile gefunden (YES!) Da waren wir sehr stolz, da es insgesamt nur 120 im gesamten Park gibt. Wir bewegen uns dabei täglich nur im südlichsten Zipfel des Parks. Der Kruger auf der südafrikanischen Seite ist so groß wie Israel – da ist der Anteil des Parks, der sich in Mosambik befindet, noch gar nicht mit eingerechnet. Für die 6.000 km Straßen würden wir wohl ein komplettes Jahr benötigen. Zumindest bei unserer Fahrtgeschwindigkeit 🙂 Wir fahren im Schnitt zwischen 6 und 30 km/h. Nennt uns Vogel-Beobachter! Oder aber auch die zwei verrückten Weißen, die das Steppenschuppentier suchen. Es soll wohl im Baum in der Nähe vom Wasser leben. Bisher haben wir’s noch nicht gesichtet. Cor und Alison suchen das Tier seit 7 Jahren! Erfolglos… Vielleicht haben Katja und ich ja noch Glück, wer weiß 🙂

Neben den Big 5 und dem Geparden und vielen vielen Vögeln haben wir auch folgende Tiere u.a. schon gesehen:

  • Diverse Mangusten
  • Giraffen
  • Hyänen
  • Impalas
  • Wasserböcke
  • Hippos
  • Bushbabys (kleine Äffchen)
  • Baboons & Grünmeerkatzen (Affen)
  • Warzenschweine
  • Zebras
  • Kronenducker
  • Nyalas
  • Krokodile
  • uvm.
Büffel im Krüger
Büffel im Krüger

Die Tierwelt hier ist einfach atemberaubend. Dabei konnten wir unser Allgemeinwissen dank Cor doch schon gut erweitern. Impalas geben beim Laufen beispielsweise ein Hormon ab und können sich durch dessen Geruch nach Ende der Gefahr wieder finden. Zebras und Gnus sind Freunde. Die einen fressen weiches, die anderen hartes Gras, deshalb sind sie meist gemeinsam anzutreffen. Löwen reißen dabei bevorzug Gnus, obwohl diese 15 km/h schneller sind, als Zebras. Warum? Weil Löwen (alle Katzen) nur schwarz/weiß sehen und laufende Zebras daher ein Flimmern in ihren Augen verursachen. Deshalb Gnus… Ich frag mich allerdings, wieso Gnus so doof sind und sich mit Zebras anfreunden, wenn sie doch wissen, dass sie in Gegenwart ihrer schwarz-weißen Freunde bevorzugt gefressen werden 😉 Hyänen riecht man auf 1 km Entfernung. Selbst bei geschlossenem Fenster. Diese Viecher stinken extremst… Wir müssen quasi gar nicht hingucken und wissen, was los ist.

Nashörner im Kruger Nationalpark
Nashörner im Kruger Nationalpark

Im Kruger wird übrigens alle 7 Stunden ein Nashorn getötet, alle 15 Minuten ein Elefant. Alles nur aufgrund ihrer Hörner. Ein Rhino-Horn wiegt 22 Kilo, für ein Kilo bekommen die Wilderer $ 95.000. Es ist unglaublich. Einfach unglaublich traurig…

McDonalds-Dichte im Kruger

Und um von diesem bedrückenden Thema wieder zu etwas Lustigem zu wechseln: die McDonalds-Dichte im Kruger ist abartig hoch. Ihr könnt euch das nicht vorstellen. Alle paar Meter steht einer… McDonalds nennt man die Impalas (siehe Titelbild). Sie haben auf ihrem Hinterteil das McDonalds-M aufgedruckt 🙂 Und Impalas sind im Park das Fressen für alle Fleischfresser. Es gibt viele, sehr viele (150.000) von ihnen, sie sind klein & sicher schmackhaft… Zu den Kruger McDonalds‘ geht also jeder 😉 (Zumindest jeder Löwe, jeder Leopard etc.)

Die Kochsession im Dunkeln

Gestern waren wir auf den Geburtstag der Hostelbesitzerin eingeladen. Es gab super leckeres afrikanisches Essen. Und viel afrikanischen Wein… Und ihr wisst, wie sehr ich Wein liebe 🙂 Na jedenfalls stellten wir uns die Frage: was bringen wir mit? Wir haben uns für Nashorn-Tiramisu entschieden. Die Gute setzt sich nämlich ehrenamtlich für Nashörner und Büffel ein, füttert sie jeden Tag. Na und da der Ofen nicht funktioniert hier, musste ein Kuchen her, der nicht gebacken werden muss. Also Tiramisu. Wir standen also am Vortag abends in der Küche, bereiteten alles fürs Tiramisu vor und waren ebenso dabei Spätzle zu machen. Bis auf einmal ein Sturm aufzog und der Strom ausfiel. Ausgerüstet wie wir sind, schnallte ich mir die Stirnlampe auf, Katja nahm ihr Handy in die Hand und wir kochten fleißig weiter. Es war stockdunkel, wir hatten 4 Herdplatten besetzt (Gas). Tja, sowas passiert einem auch nur in Afrika 🙂 Die Spätzle waren geil und auch fürs Tiramisu haben wir viele Komplimente eingeheimst 🙂

Hornrabe: Krüger Nationalpark
Hornrabe: Krüger Nationalpark

Später zog noch ein heftiges Gewitter auf mit beeindruckendem Lichtschauspiel. Ich muss zugeben, ich hatte dann doch etwas Angst in unserer kleinen Holzhütte… Jedenfalls hat’s auch geregnet. Endlich! Der Kruger und Umgebung braucht diesen Regen so dringend. Sie erleben hier die größte Dürre seit 106 Jahren momentan… Tiere sterben, weil’s nix zu fressen gibt. Dramatisch…

Der Selbstmörder und die HIV-Rate

Abschließend noch ein paar Infos, die ich die Tage so gesammelt habe. Der Architekt meiner Bungee-Brücke hat einen Tag vor Eröffnung der Brücke Selbstmord begangen. Der Druck war ihm zu groß. Er war sich wohl nicht sicher, ob sie halten würde…
Die HIV-Rate im größten Township Krankenhaus Südafrikas liegt anscheinend bei 99%. Diese Zahl hat mich extremst überrascht. Hab mich darüber mit einem Südafrikaner unterhalten, dessen Tochter Ärztin dort ist. Es handelt sich dabei lediglich um Schwarze, bei denen es der Brauch ist, dass Männer mehrere Frauen gleichzeitig haben. Verhütung und damit Schutz vor Schwangerschaft und Krankheiten kennen sie hier nicht wirklich. Je mehr Kinder, desto besser… Die eigentliche Rate auf komplett Südafrika umgelegt liegt bei 15-21%. Infizierte erhalten in Südafrika ein Medikament, das der Staat ihnen quasi schenkt. Es handelt sich dabei um eine Tablette, die täglich eingenommen wird und bei frühzeitiger Erkennung den Ausbruch von AIDS verhindern kann.

Kruger Park, Südafrika
Kruger Park, Südafrika

Und weil ich so verliebt bin in meinen kleinen Baby-Elefanten, hab ich angefangen das Buch Elephant Whisperer von Lawrence Anthony zu lesen…Es geht um einen Mann, der eine Elefanten-Herde adoptiert hat… Mein Joy Fielding Buch hab ich auch schon fast fertig. Irgendwie MUSSTE ich aber das Elefanten-Buch einfach schon starten 🙂

Liebste Grüße ein letztes Mal aus Afrika,
eure Kathi

PS: Das Leben ist einfach zu kurz, um den USB-Stick sicher zu entfernen. Scheiß drauf!

Post Autor
Kathi

Kathi - immer fröhlich, gut gelaunt und meist mit einem Lächeln auf den Lippen anzutreffen. Verliebt in Spanien, leicht zum Lachen zu bringen, optimistisch und pünktlich...



Kommentare

6 Comments
  1. posted by
    Tom Wilflingseder
    Okt. 26, 2016 Reply

    Hi Kathi! Großes Kompliment zu deinem Blog! Witzig geschrieben, informativ und dann auch immer wieder feine Bilder dazu! Freu mich jedes Mal, wenn´s in meinem Postfach „scheppert“ und ich auf einen neuen Blogeintrag hingewiesen werde. Bin schon jetzt neugierig auf alle eure weiteren Abenteuer! (….aber passt auf euch auf, gell!) Schöne Grüße aus Salzburg!

    • posted by
      Kathi
      Nov. 8, 2016 Reply

      Danke, lieber Tom! Freut mich voll 🙂 LG aus down under ins verschneite Salzburger Land 😉

  2. posted by
    Zypresse
    Okt. 27, 2016 Reply

    Ha, da hat’s eine erwischt. Der virus africanus hat zugeschlagen. Ich kann es so gut nachvollziehen, bin auch ein totaler Kruger Junkie (wir sind übrigens schon mehrfach für drei Wochen nur im Kruger gewesen – langweilig war uns nie!).
    Und dass es immer noch zu trocken ist weiß ich jetzt auch – ja, das sah echt dramatisch aus bei unserem Besuch im September. Hoffen wir auf Regen für Afrika.
    Euch weiter eine gute Reise!!

    • posted by
      Kathi
      Nov. 8, 2016 Reply

      Ich bin jetz gut eine Woche weg und darf gar nicht dran denken… Da will ich gleich wieder zurück, irgendwie… Australien hin oder her 🙂 Hab noch Kontakt dort hin – sie hatten immer noch keinen richtigen Regen, leider 🙁

  3. posted by
    Maria
    Okt. 27, 2016 Reply

    Juhu, freut mich, dass die Stirnlampe gute Dienste leistet! Liebe Grüße in die Wildnis

    • posted by
      Kathi
      Nov. 8, 2016 Reply

      Die ist der Hammer!!! 🙂 Danke, Maria 🙂

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