Málaga, Spanien. Viele sagen, sie beneiden mich um mein ziemlich abgefahrenes Leben. Und genau diesen Satz, „ich hätte gern dein Leben, Kathi“ hab ich gestern wieder mal gehört. Dabei ist es doch die Entscheidung von jeder einzelnen Person, wie sie leben möchte. Klar, ich kann uns nicht alle über einen Kamm scheren, jeder hat verschiedene Möglichkeiten – der eine hat es leichter, als die andere. Ich hab das Glück so aufgewachsen zu sein, dass es mir nie an etwas gefehlt hat. Nein, wir waren nie im Urlaub, weil dafür kein Geld da war. Aber das hat mir damals nicht gefehlt. Ich kannte es nicht. Ich hatte ein Dach über dem Kopf, Essen, Klamotten. Und als Kind bist du noch nicht so in dieser Schleife drinnen, dich mit anderen Kindern vergleichen zu müssen. Mir ging es gut, denn ich hatte alles.
Vielleicht kompensiere ich das, dass ich als Kind nie verreist bin, jetzt durch mein vieles Reisen? Möglich.
Die Schattenseiten des rastlosen Reisens
Ich hab mir ein ziemlich geiles Leben erschaffen, ja. Immerhin bin ich eeeecht viele Wochen im Jahr unterwegs. Und wenn ich meinen Freunden von meinen Plänen berichte, oder Fremde mitbekommen, wie ich lebe, spüre ich oft Bewunderung, aber auch Neid.
Ich liebe mein Leben ziemlich, aber auch das Leben der Kathi hat Schattenseiten. Zum Beispiel dieses rastlos sein. Ständig auf Achse sein. Kein Zuhause haben. Oft merke ich, dass mir vielleicht ein endlich Ankommen fehlt.
Dann denk ich mir aber wieder, dass ich durch ein Ankommen all das verlieren würde, was ich aktuell lebe. Was ist das? Naja, dass ich heute, am 26. November 2023, in Málaga (Spanien) am Strand sitze. Mit Kleid. Die Sonne brennt mir ins Gesicht. Daheim in Deutschland schneit es. Es ist arschkalt. Darauf hab ich gar keinen Bock, obwohl es in vier Tagen wieder zurück geht. Klar, die Weihnachtszeit steht an. Und dazu gehört ein Teamevent, eine Weihnachtsfeier etc.
Ich suche mir quasi aus, wann ich wo meine Zeit verbringen möchte. Und da ich keinen Bock auf die Kälte daheim hab, geht’s Mitte Januar schon wieder los. Und zwar in die Sonne Lateinamerikas. Genau da hin, wo ich mich wohlfühle. In der Sonne.
Tja und danach geht’s noch in zwei weitere Länder da drüben, bevor ich wieder direkt nach Málaga zurückkomme. Ich sag’s euch – klar ist das geil. Aber es bedarf auch eeeecht Planung. Heut Morgen bin ich aufgewacht und dachte mir: wie machst du das denn mit deinen Klamotten? Jetzt fliegst du ins eiskalte Deutschland, danach ins heiße Mexiko & Co. und dann direkt wieder nach Spanien, wo es Mitte/Ende März sowohl kühl als auch warm sein kann. Die Jacke, die ich hier aktuell dabei habe, lass ich also hier, weil in Deutschland bringt mir die gar nix – da ist ja mein Wintermantel – und nach Mexiko nehm ich sie sicher auch nicht mit. Hier in Málaga brauch ich sie dann im März aber wieder. Du weißt, was ich meine? Die Planung ist schon eine Herausforderung 😉 Und neue Sachen kaufen möchte ich unbedingt vermeiden. Besitze eh viel zu viel…
„Kannst du S*x haben, Kathi?“
Und ja, mein Leben ist geil. Aber ich hab auch echt viele körperliche Herausforderungen. Da geht’s schon los beim Aufstehen vom Klo, beim Müll rausbringen, beim Aufstehen von einem Stuhl. Ich find immer für alles eine Lösung, aber das ist definitiv ein Aspekt, der nicht beneidenswert ist.
Suchst du dir eine Bar nach den dort vorhandenen Stühlen (kann ich da aufstehen?) oder nach der Speisekarte bzw. dem Ambiente aus? Suchst du dir eine Wohnung bzw. Hotel nach der Barrierefreiheit aus, oder danach, wie gut es dir gefällt, oder wie teuer es ist? Setzt du dich einfach an den Strand, in den Sand, wenn du Bock darauf hast, oder organisierst du erst jemanden, der dir dann aufhilft, wenn du wieder heim möchtest? Musst du dir auf Tinder die Frage anhören, ob du Sex haben kannst oder lernst du jemanden einfach kennen, ohne dass eine Beeinträchtigung gegebenenfalls ein Hindernis darstellt? Falls du dich das jetzt fragst – klar kann ich S*x haben. Der Muskelschwund bewirkt nicht, dass ich irgendwie zuwachse oder so 😉 (Ich schreib das Wort nicht aus, weil ich keinen Bock auf Spam in den Kommentaren habe 😉
Du siehst, das Leben als Kathi bringt auch echt viele Herausforderungen mit sich 😉 Und das sind jetzt nur ein paar, die mir spontan eingefallen sind. Das Planen einer Reise frisst oft eeecht viel Zeit. Dabei bin ich gar keine große Planerin sondern lass meist alles auf mich zukommen. Die drei Länder, die jetzt von Januar bis März auf dem Plan stehen, hab ich schonmal bereist und hab dort daher ein Netzwerk, auf das ich zurückgreifen kann. Ich werde überall bei Freunden wohnen bzw. zwischendurch alleine durch die Gegend reisen. Wie wo was schau ich mir dann vor Ort an. Gibt sicher wieder eine Lösung für alles. Auch wenn es sehr viel Organisation bedarf. Und wenn mir wieder Busfahrer eine barrierefreie Unterkunft suchen müssen (haben sie freiwillig gemacht in Panama), dann ist das halt so.
Arbeiten aus dem weltweiten Ausland
Wie kann ich mir diesen Lebensstil überhaupt leisten? Naja, ich arbeite. Auch wenn es nicht danach aussieht, aber ich hab einen ziemlich fordernden 40 Stunden-Job. Und oft bleibt es nicht bei 40 Stunden. Ich geb also alles, um mir diesen Lebensstil leisten zu können. Hobbies hab ich neben dem Reisen keine. Mein Geld geht also für nichts anderes drauf. Und neben dem Job reise ich eben. Ja, in den 2 Monaten, die ich in Lateinamerika verbringen werde Anfang nächsten Jahres werd ich mir 4 Wochen Urlaub nehmen. Der Zeitunterschied ist dann auf Dauer doch bissl anstrengend… aber ansonsten ist das Arbeiten aus dem weltweiten Ausland ziemlich nice. Genau mein Ding 🙂
Wichtig ist, dass du auf dein Herz hörst und das machst, wonach dir ist. Ohne im Hamsterrad gefangen zu sein oder zu bleiben. Die Welt steht dir offen. Du musst es nur wollen und losgehen für dich selbst…
Jetzt hab ich aber Durst und Bock auf einen Mojito. Ein Mojito in der Sonne. Der letzte dieses Jahr…
Eure Kathi